Freitag, 10. Oktober 2014

Wir sind doch Schwestern

In diesem Buch von Anne Gesthuysen erlebt man das Leben der drei Schwestern Gertrud, Paula und Katty Franken. Gertrud steht kurz vor ihrem 100. Geburtstag und ihre jüngste Schwester Katty richtet auf dem Tellermanns Hof auch dieses, wie so viele Feste, aus.

Der Tellermannshof hat vor allem für Katty und für Gertrud eine wesentliche Bedeutung. Für Katty ist es ihr zu Hause, ihr Hab und Gut und alles was sie hat. Für Gertrud ist es ein Ort an der ihr Leben zerstört wurde, der Ort an dem Heinrich Hegmann mit seinem Bruder Franz und der Familie lebte. Heinrich hatte schon früh das Regiment des Hauses an sich genommen und die Ehe zwischen seinem jüngeren Bruder Franz und Gertrud verboten. Schlussendlich wurde Franz in den Krieg einberufen und fiel für das Vaterland. Bis heute hatte Gertrud Heinrich dafür verantwortlich gemacht und konnte ihm nicht verzeihen.

Katty hingegen kam auf den Tellermannshof als ihr Vater keinerlei Mittel mehr hatte um die Familie zu versorgen, gar Katty Bildung zu ermöglichen. Heinrich bot ihr auf dem Hof eine gute Ausbildung, aber auch er konnte Katty aufgrund der unterschiedlichen gesellschaftlichen Stellung nie offenkundig seine Liebe gestehen.
So blieben Katty und Gertrud bis an ihr Lebensende unverheiratet. Allein ihre Schwester Paula hatte einen Mann, der jedoch sich als bald mehr zu Männern hingezogen gefühlt hatte und die Ehe wurde schlussendlich geschieden.

Aufgrund der widrigen Umstände, der Moral und der christlichen Vorstellungen behielten die Schwestern immer wieder Geschehnisse und Vorkommnisse für sich. Und nun kurz vor Gertruds 100. Geburtstag erkennen sie, dass sie reinen Tisch machen und die Vergangenheit ruhen lassen sollten.

Anne Gesthuysen schafft es in ihrem Buch einen das komplette 20. Jahrhundert mit den beiden Weltkriegen, der Besatzungszeit und der Gegenwart nahe zu bringen, dass man über die widrigen Umstände nach denkt. Man empfindet für alle drei Schwestern unendliches Mitleid, die in den gesellschaftlichen Erwartungen der damaligen Zeit gefangen waren, ihre Liebe nicht leben durften oder, in der eine Scheidung, Homosexualität und Wohngemeinschaften eine gesellschaftliche Unmöglichkeit darstellten.

Ein berührendes Buch über den Zusammenhalt der Familie bis hin das eigene Blut vor Gericht nicht zu verraten. Ein Buch über Vergebung, Einsicht und die Liebe zueinander.

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